Permakultur Teil 10


Wir alle wissen, dass die Artenvielfalt wichtig ist, und es gilt, sie zu schützen. Aber warum eigentlich? Und bezieht sich Vielfalt nur auf Tiere und Pflanzen?

Vielfalt ist das zentrale Element für Stabilität in der Natur. Denn Vielfalt bedeutet zwar meist keine maximale Effizienz, aber sie ist eine Art 'Versicherung':
Wenn eine Art ausstirbt, wartet eine andere bereits darauf, die Nische der ausgestorbenen Art zu füllen. Natürlich ist dies nicht immer so, aber häufig gibt es sogenannte 'Reservearten', die ihr Verhalten und ihre Funktion im Ökosystem wechseln, wenn es drauf ankommt. Vorhersagen kann man das meist aber nicht. Das bedeutet, wir müssen alle Arten schützen, egal ob sie aktuell für uns 'nützlich' sind, oder nicht. Sie sind unsere Lebensversicherung. Wer etwas ganzheitlicher denkt, sieht sicherlich auch einen Sinn darin, die Arten um ihrer Selbst willen zu schützen, und nicht nur als Rückversicherung für uns Menschen. Dennoch erfüllt Vielfalt auch auf unseren Garten bezogen ihren Sinn.

Ein Beispiel: Blattläuse - sie werden oft mit allen Mitteln bekämpft, weil sie unseren Nahrungspflanzen erheblichen Schaden zufügen können. Wenn wir sie allerdings tatsächlich erfolgreich loswerden, stellen sich die nächsten Probleme ein, die wir oft nicht mehr mit unserem Verhalten verknüpfen. So lästig Blattläuse auch sein können, sie sind oft die ersten kleinen Tierchen, die in größeren Zahlen unterwegs sind. Sie ernähren damit die Larven von verschiedenen Insekten, die als Erwachsene z.B. den Apfelwickler (wiederum ein 'Schädling' an Apfelbäumen) vertilgen. Keine Blattläuse = Kein Nachwuchs bei unseren Helfern = Probleme mit Überpopulation von Apfelwicklern. Gänsefuß ("Unkraut") lasse ich stehen, denn die Blattläuse lieben ihn und verschonen dann eher meine anderen Pflanzen. Auch hier hilft die Vielfalt der Pflanzen, solche Lösungen zu entdecken.

Stabilität kommt aber nicht nur durch Artenvielfalt, sondern auch durch vielfältige Strukturen. Meine Pflanzen gedeihen in Mischkulturen deutlich besser als in 'ordentlichen' Reihen, und es hat sich bewährt, nicht nur an einer Stelle eine Sorte Gemüse anzubauen. Meine Paprika stehen im Gewächshaus, aber auch im Freien, in beiden Fällen an schattigen und an sonnigen Plätzen, mal auf einem Hügel und mal in einer Mulde. Klar, so ernte ich nicht das Maximum. Aber egal wie das Wetter in diesem Jahr wird, mindestens einer dieser Standorte wird gute Bedingungen haben, und so habe ich in jedem Jahr von allem etwas. Das ist mir mehr wert als ein maximaler Ertrag im einen und kein Ertrag im nächsten Jahr, weil es plötzlich zu trocken war.